Ehrenamtliche Bodendenkmal-Pflege

Demnächst finden sie hier alles zu einer archäologische Sensation, die sich im Oktober 2024 in unserer Nachbarschaft ereignete und zu der der HuGV einen entscheidenden Beitrag leistete.

Erfahren Sie hier alles zur Zusammenarbeit des Heimat- und Geschichtsvereins mit der Hessischen Landesarchäologie

Entdecken sie alle bisher bekannten Bodenfunde im Bereich der Großgemeinde Brensbach.


Vorgeschichtliche Fundstellen

Das Hügelgräberfeld im Märkerreisig
Da bei der Auflistung aller vorgeschichtlichen Bodenfunde rund um Brensbach möglichst nichts vergessen werden sollte, konnten im Jahr 2021, mit Unterstützung von hessenArchäologie, die uns bekannten Funde mit offiziellen Fundmeldungen abgeglichen werden. Dabei stolperte man über die Meldung einer mutmaßlichen Grabhügelgruppe, die ein aufmerksamer Zeitgenosse in der Nähe von Mummenroth, im Bereich der Gemarkungsgrenze Brensbach - Ober-Klingen, im Wald vermutet hatte.

 Fundstelle nah
Abb: Das zerstörte Hügelgrab und der freigelegte Bronzeschmuck (Foto: M.Tischler)

In Absprache mit der Behörde nahmen Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Wersau das Areal in Augenschein und fanden 23 typische, aber im Gegensatz zu den Oberwald-Grabhügeln stark verschliffene Erdhügel vor. Bei der Begehung fiel eine Stelle besonders auf, an der im Gegensatz zum restlichen Waldboden ungewöhnlich viele Steine lagen. Die Vermutung, es könne sich um die freigelegte innere Steinpackung eines zerstörten Hügelgrabs handeln, kam auf. Bei genauerer Untersuchung der Oberfläche fand man daraufhin tatsächlich eine Armspirale aus Bronze, die im Laub zwischen den Steinen lag.

Die Armspirale, die wie bereits erwähnt zum klassischen Schmuck bronzezeitlicher Frauen gehörte und somit auch als weit verbreitete Grabbeigabe gilt, belegte nun die Vermutung der Heimatforscher: Hier handelte es sich eindeutig um ein zerstörtes Hügelgrab, dessen Grabbeigaben an der Erdoberfläche des Waldboden lagen. Die Annahme, dass es sich bei den 23 Hügeln um ein ganzes Hügelgräberfeld handelt, war somit ebenfalls bestätigt. Die Landesarchäologie veranlasste daraufhin im November 2021 eine zweitägige Untersuchung der Fundstelle, bei der noch weitere Teile von insgesamt zwei Armspiralen sowie eine verzierte Bronzenadel gesichert werden konnten.

Abb 7 Bronzezeitliche Grabbeigaben Markerreisig Abb: Die bronzezeitlichen Grabbeigaben aus dem Hügelgräberfeld am Märkerreisig stammen aus einer Zeit um 1500 vor Christus (Foto: hessenArchäologie)

Die Ehrenamtlichen wurden nun beauftragt, das gesamte Umfeld an der Oberfläche abzusuchen und konnten durch weitere Funde die vermutliche Ursache für die Zerstörung des Bodendenkmals nachweisen. Zwölf Zelt-Heringe der US-Armee, die verstreut auf der gesamten Fläche der Nekropole entdeckt wurden, sowie ein 10 US-Cent-Stück von 1983 deuten auf ein militärisches Biwak hin, das hier im Spätherbst 1984 in Vorbereitung auf das hessenweit durchgeführte REFORGER-85-Manöver durchgeführt wurde. Dabei bezog eine gepanzerte Einheit der Amerikaner für einige Tage Stellung in den umliegenden Wäldern. Gut vorstellbar, dass neben etlichen Brensbacher Randsteinen auch das Hügelgrab diesem schweren Gerät zum Opfer fiel.
Die sichergestellten und vom Fachamt aufwändig restaurierten Funde wurden in der Ausgabe hessenArchäologie 2021, einer jährlich von der Landesdenkmalpflege aufgelegten Publikation, vom Bezirksarchäologen Dr. Becker bewertet:

Abb 8 Bronzezeitliche Frau mit Bronzeschmuck
Abb: Bronzezeitliche Frau mit festlichem Bronzeschmuck (Bild: Lucie Löwe, Siepe) 

(…)Über Parallelen sind die Funde auch zeitlich näher einzugrenzen. Danach lassen sie sich grundsätzlich in die Hügelgräberbronzezeit und speziell in deren benannte Stufen „Bessunger Wald“ bzw. „Schwanheim“ der Rhein-Main-Gruppe dieser Kulturstufe einordnen, was den Fund in das 15. bzw. 14. Jahrhundert vor Christus datiert.(…) Die zugehörigen Siedlungen werden in der Forschung auf eine Größe von acht bis zehn Bewohnern geschätzt, die eine Hofstelle bewohnten. Diese konnte bislang – wie bei den meisten Grabhügelgruppen dieser Zeitstellung üblich – in ihrer Lage noch nicht identifiziert werden. Bemerkenswert dabei ist aber, dass damit, neben einer anderen Hügelgruppe in Groß-Bieberau, eine weitere Nekropole am Südrand des Ausdehnungsbereiches dieser Kulturstufe in den Odenwald gefasst werden konnte. (…)

Wieder stellt sich die Frage nach einem sinnvollen Ort für den Siedlungsplatz, an dem die geschätzten acht bis zwölf Menschen wohl gelebt haben könnten. Vermutlich ist auch hier an nahen, südlichen Hängen mit  Zugang zu fließenden Gewässern zu suchen. Diese Bedingungen findet man beispielsweise bei Höllerbach und Mummenroth. Vielleicht finden sich zukünftig Hinweise, die bei der Beantwortung dieser Frage helfen können.

 

Marco Tischler 2023 - aus Brensbach - eine Zeitreise